Italien in der Neuen Pinakothek: "James Anderson und die Malerfotografen 1846-1870"
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Parallel zu den gemalten "Italienbildern der Goethezeit" ist in der
Neuen Pinakothek eine Auswahl von Rom-Fotografien aus der renommierten Sammlung
Siegert zu sehen. Die Ausstellung stellt das Werk des Briten James
Anderson
vor, außerdem weitere "Malerfotografen" aus der Frühzeit der Fotografie.
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"James Anderson und die Malerfotografen 1846-1870 - Sammlung Siegert"
Mitte des 19. Jahrhunderts war Rom der Nabel der
europäischen Kunstwelt. Tausende von Malern lebten in der Ewigen Stadt
und
hielten sich mit dem Verkauf von Gemälden oder Zeichnungen an
Bildungsreisende und wohlhabende Bürger über Wasser. Als Jacques
Daguerre 1839 in Paris sein fotografisches Verfahren vorstellte,
begannen auch in Rom schon bald darauf Künstler sich mit dem neuen
Medium zu beschäftigen. Diese Pioniere der Fotografie waren meist Maler
oder
Lithografen, weshalb sie heute als "Malerfotografen" bezeichnet werden.
Tatsächlich haben die 140 ausgestellten Fotografien etwas
Gemäldehaftes, bei denen Motive, Bildausschnitte und Lichtführung
sorgfältig geplant wurden.
Zu verdanken hat die Neue Pinakothek die Ausstellung dem
Münchner Sammler Dietmar Siegert, der die Fotografien aus seiner
umfangreichen Sammlung zur Verfügung gestellt hat. Auch wenn in den
Bayerischen Staatsgemäldesammlungen normalerweise keine Fotografien
ausgestellt werden, ist die Neue Pinakothek nach den Worten ihres
Direktors Prof. Baumstark dennoch der erste Museumsort in Europa
gewesen, in denen erstmals Fotografien zu sehen waren. Die überwiegend
auf Albumin- oder Salzpapier abgezogenen Fotografien ergeben mit ihrem
bräunlichen Sepiaton einen angenehmen Kontrast zu dem kühl
beleuchteten, in Blau- und Grautönen gehaltenen Ausstellungsraum im
Untergeschoss der Neuen Pinakothek. Die Parallelen hinsichtlich der
Motivwahl und Komposition der Fotos zu den Vorbildern aus der Malerei
werden dem Betrachter besonders deutlich, wenn man auch die Ausstellung "Kennst du das Land - Italienbilder der Goethezeit" besucht. Umgekehrt
wurden die Fotos aber auch von Malern als Vorlage benutzt.
James Anderson und die anderen Malerfotografen
konzentrierten sich bei Ihrer
Motivwahl noch hauptsächlich auf die Wiedergabe von Architektur und
Kunstwerken und standen damit in der Tradition der Vedutenmalerei. Ihre
Fotos hatten zum einen einen wissenschaftlichen Nutzen z.B. für
Kunsthistoriker oder Archäologen, zum anderen dienten sie wohlhabenden
Rom-Reisenden als Andenken. So
sind die Fotos nicht mit der Reportagefotografie der späteren Zeit zu
vergleichen. Nur sehr selten sind auf den Fotos überhaupt Menschen zu
sehen. Das hatte auch einen technischen Grund: die lange
Belichtungszeit der frühen Fotogeräte. Umso überraschender sind die
wenigen Fotos, auf denen man dennoch einen Eindruck vom Leben in Rom
dieser Zeit bekommt.
Text und Bilder: © Albrecht Volk
Alle Bilder der Galerie: © Bayerische Staatsgemäldesammlungen
"James Anderson und die Malerfotografen 1846-1870 - Sammlung Siegert" 04.05. bis 11.09.2005
Katalog: 28 Euro
Eintritt:
9 Euro, ermäßigt 6 Euro
Sonntags 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro
Öffnungszeiten:
Täglich außer Di. 10.00 – 17.00 Uhr, Mi 10.00 – 20.00 Uhr (Dienstags geschlossen)
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